Rede zur Klax Belegschaftsversammlung und Jahresabschlussfeier 2017

04. Dezember 2017
Rede zur Klax Belegschaftsversammlung und Jahresabschlussfeier 2017

Antje Bostelmanns Rede zur Belegschaftsversammlung 2017: "Wie wir lernen – heute und morgen" im Kino International am 1. Dezember 2017.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Studierenden, liebe Gäste, Die Klax Gruppe ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die sich dem Thema Bildung verschrieben haben. Von der Wiege bis zum Berufsabschluss begleiten wir das Lernen von Menschen in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Stockholm. Das machen wir jetzt seit 27 Jahren.

 Dabei folgen wir den vier wichtigen Säulen, die Sie aus dem Klax-Fraktal kennen:

Individualisierte Lernwege und die soziale Gemeinschaft

Ja, wir sind alle einzigartig. Jeder von uns ist etwas Besonderes, etwas ganz Besonderes. Davon sind Sie, liebe Mitarbeiter zutiefst überzeugt, denn nicht umsonst steht der Satz: „Jeder ist richtig und jeder ist wichtig“, ganz oben auf den Wertegründen in vielen unserer Kindergärten und Schulen.

Wir sind Lernbegleiter von Beruf und wir begleiten Menschen fast jeden Alters in ihrem Lernen und in ihrer Entwicklung. Dies ist unsere tägliche Arbeit in der jeder von Ihnen, jeder von uns sein Bestes gibt, sein Bestes auf seine eigene Weise, auf Grundlage seiner Fähigkeiten und seines Fachwissens.

Unsere fachliche Kompetenz ist unser Werkzeug, welches wir jeden Tag mit zur Arbeit bringen und welches wir in allen Situationen unseres Berufsalltags brauchen. Damit dieses Werkzeug nie stumpf wird, immer gut funktioniert und auch für zukünftige Aufgaben passt, bilden wir uns weiter, lernen selbst und treiben die eigene berufliche und persönliche Entwicklung voran.

Von Unternehmensseite wird für die Entwicklung jedes einzelnen Mitarbeiters einiges getan.

Es gibt Fortbildungen wie den Klax-Fachpädagogen und den Mini-Maker.

Für Führungskräfte geht die Trainingsmaßnahme Zukunft@Klax an den Start.

Die Einrichtungen bei Klax engagieren sich beim Bundesprojekt „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas“. In den Schulen arbeiten wir an einem Begleitprogramm für Quereinsteiger in den Lehrerberuf. Wir veranstalten Bildungsreisen in andere Länder und nehmen an Entwicklungsprojekten im europäischen Kontext teil.

Dies alles hat uns in den letzten Jahren immer gut auf Veränderungen vorbereitet. Unsere Kindergärten und Schulen konnten sich auf Herausforderungen einstellen.

Aktuell verändert sich sehr viel. Eine Sache beschäftigt uns dabei besonders: Die Veränderungen des Arbeitsmarktes und damit die Veränderungen unserer Arbeit.

Erlauben Sie mir eine Zwischenbemerkung: Ich weiß, dass es vielen unserer Krippen und Kindergärten nicht gut geht. Sie leiden unter dem Personalmangel, der durch den leergefegten Arbeitsmarkt entsteht.

Die Maßnahmen und Beschlüsse der Landesregierung, diesem Missstand zu begegnen, bestehen vor allem darin, mehr Menschen mit Interesse an Kindererziehung, aber ohne entsprechende Qualifikation in die Einrichtungen zu entsenden. Es gibt verschiedene Programme dazu, seien es die berufsbegleitenden Auszubildenden, Quereinsteiger, Erzieherassistenten oder die Ausbildung von Sozialassistenten im Erzieherberuf.

Freie Stellen, die Zulassung von bis zu 30 Prozent berufsfremden Personals und ein Personalschlüssel, der zwar verbessert wurde, aber weiterhin vieles zu wünschen übrig lässt, das alles erschwert das Arbeiten in den Einrichtungen erheblich.

Die Landesregierung mag denken, jetzt wo die Stellen besetzt sind, sei es damit getan und die Arbeit mit den Kindern geht voran.

Aber so ist es nicht.

Für die qualifizierten Erzieher und Lehrer, die sich täglich unter schwierigen Bedingungen um spannende Bildungsprojekte, liebevolle Betreuung und gute Elternarbeit bemühen, ist die Arbeit mit 30 Prozent Quereinsteigern in den Kindergärten und bis zu 50 Prozent Quereinsteigern in den Schulen eine zusätzliche Belastung.

Erst kürzlich waren wir ins Abgeordnetenhaus eingeladen worden, um zu dieser Problematik Stellung zu nehmen. Wir haben den Politikern erklärt, warum es so nicht mehr weiter geht.

Aber was können wir selber tun? Die Situation lässt sich zum Teil von uns selbst verbessern. Mögliche Maßnahmen sind:

  • Kampagnen zur Suche von ausgebildetem Fachpersonal.

  • Zentralisierung und Ausbau des Recruitment. Wir stocken um eine weitere Stelle auf und zentralisieren die Einstellung von Pädagogen.

  • Das Trainingsprogramm für Leitungspersonen Zukunft@Klax wird Leitungskräften helfen, die notwendigen Fähigkeiten zu erwerben, um ihre Teams sicher und zuverlässig durch die anstehenden Veränderungen in den Krippen, Kindergärten und Schulen zu führen.

  • Die Entwicklung des Ausbildungscurriculums für Männer und Frauen im Quereinstieg in Kitas und die Einführung dieser Maßnahmen bis 2020 in den Krippen und Kindergärten wird ebenfalls dazu beitragen.

  • Für die Schulen arbeiten wir ebenfalls an einem Begleitprogramm für Quereinsteiger, welches vom PEP durchgeführt wird und die Kollegen in den Schulen entlasten soll.

Leute, ja ich habe die Auswertung der Mitarbeiter-Befragung gelesen. Da ist unter anderem von „unfähigen“ Kollegen die Rede. Und ja, ich weiß, was Sie meinen. Ich vertrete seit sechs Monaten die Abteilungsleitung in der Grundschule.

Kein Lehrer oder Erzieher ist in der Lage, das Wissen und die Fähigkeiten einer dreijährigen Erzieherausbildung oder eines Lehrerstudiums mit zwei Staatsexamen in wenigen Wochen kollegialer Begleitung an die neuen Kollegen weiterzugeben. Von Berufserfahrung, Berufskultur und Berufsethik will ich hier gar nicht reden.

Die Politik muss erkennen, dass pädagogische Einrichtungen das gar nicht leisten können, was von ihnen an dieser Stelle erwartet wird. Wir sind ausgebildet, um Kinder zu betreuen, ihnen Lesen und Schreiben beizubringen, sie zum Abitur zu führen. Die Ausbildung von Erziehern und Lehrern braucht einen anderen Berufsstand. Vor allem braucht sie aber mehr Zeit. Zeit, die wir in den Einrichtungen meist nicht haben, da wir sie für unsere Kinder einsetzen müssen.

Aber die Situation ist jetzt nun einmal so. Wir können protestieren und werden uns trotzdem mit den Gegebenheiten arrangieren müssen.
Beide Seiten, Erzieher und Quereinsteiger müssen etwas hineingeben, damit die aktuelle Last zu einer konstruktiven Zusammenarbeit umgewandelt werden kann.

Liebe Quereinsteiger, über Sie wird hier gerade geredet. Das fühlt sich sicher nicht so gut an. Aber seien Sie versichert, Sie sind uns sehr willkommen. Es tut uns sehr leid, dass Ihre Einführung in den neuen Beruf Debatten auslöst und nicht überall auf Zustimmung stößt.

Ich würde mir wünschen, das wir, die wir hier sitzen, die nächsten Monate dazu nutzen, die Situation in unseren Einrichtungen zu verbessern und gemeinsam Wege für eine gesicherte qualitative und quantitative Personalausstattung in unseren Einrichtungen finden. Ihre Ideen dazu sind uns herzlich willkommen. Schreiben Sie die Pädagogische Entwicklung.

Wir haben bisher jede Herausforderung gemeistert und wir werden auch hier Lösungen finden. Durchdachte Strukturen, Qualifikationsmaßnahmen und jede Menge Lernangebote im Alltag unterstützen uns dabei. Wir sind Lernbegleiter von Beruf, in unseren Erfahrungen und natürlich auch von ganzem Herzen. Bisher haben wir das Lernen von Kindern und Jugendlichen begleitet. Jetzt begleiten wir dazu noch Erwachsene beim Erlernen eines neuen Berufes.

Auch wie als Lernbegleiter lernen, während wir das Lernen der uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen begleiten. Jeder auf seine Weise und nach seinen Möglichkeiten. Deshalb gibt es bei Klax für die Mitarbeiter viele verschiedene Lernwege, Lernorte und Lernweisen.

Immer geht es beim Lernen um den Einzelnen im Zusammenspiel mit seinen Kollegen, mit den Kindern, Schülern und Studierenden. Lernen gelingt am besten in einer Gemeinschaft, die sich austauscht, Ideen teilt und untereinander Wissen weitergibt.

Viele Teams kümmern sich umeinander. Sie organisieren Mikrofortbildungen, also kleine selbstorganisierte Wissensvermittlungen im Alltag und unter Kollegen, die jeder besuchen kann, den ein Thema interessiert, oder der eine Erklärung benötigt. Mikrofortbildungen sind Ausdruck einer guten Teamqualität. Diese führt zu Arbejdsglaede, wie Sie alle wissen.

Sie sehen hier einen neuen Lernort: Der pädagogische Playground, auf Deutsch „Spielplatz“, bietet Pädagogen die Möglichkeit ihre Vorbereitungszeit in einer inspirierenden Umgebung zu verbringen.

Ob Sie ein Projekt planen, eine kreative Technik erlernen oder sich selbst die Funktionsweise eines digitalen Gerätes aneignen wollen, in der Kreativwerkstatt besteht jeden Freitag von 9.00 bis 15.00 Uhr die Möglichkeit dazu.

Der pädagogische Playground ist ein Platz, um während der Arbeitszeit selbst etwas zu lernen und sich dabei mit anderen auszutauschen. Es gibt keine Dozenten, keine Vorgesetzten und keine Vorgaben, ausser natürlich Aufräumregeln…

Es gibt Ruhe, inspirierende Materialien und Räume, den Austausch mit Kollegen und damit die Möglichkeit Expertenwissen weiter zu geben, auch an Quereinsteiger. Jeder Teilnehmer ist gefordert, seinen pädagogischen Playground selbst zu gestalten, im Sinne des eigenen beruflichen Erfolges und im Sinne von Arbejdsglaede.

So steht es ab heute im Wiki:

Mit dem pädagogischen Playground haben wir einen Lernraum geschaffen, in dem Theorie und Praxis aufeinandertreffen: Alle Werkstätten stehen Ihnen zur Verfügung – ob Sie im Maker-Space Dash und Dot ausprobieren möchten, im Bauraum Aktionstabletts bauen oder im Atelier Ihre nächsten Angebote planen und mit Kollegen neue Projekte diskutieren.

Die Pädagogische Entwicklung freut sich über Anregungen aus der Praxis und steht gleichzeitig für Fragen zur Verfügung. Der pädagogische Playground ist damit die optimale Möglichkeit für Sie, etwas Abstand zum turbulenten Alltag zu gewinnen und sich Planung, Kreativität und fachlichem Austausch zu widmen, die für Ihre Arbeit so wichtig sind….“

Reden Sie mit Ihrer Leitung, planen Sie Ihre persönliche Vorbereitungszeit hin und wieder im pädagogischen Playground in der Kreativwerkstatt.

Um dies zu unterstützen, bekommt jeder Mitarbeiter der Klax Gruppe für die Zeit seiner Anstellung bei Klax die Kreativkarte „Lernbegleiter“ mit allen darin enthaltenen Möglichkeiten. Melden Sie sich einfach in der Kreativwerkstatt, zeigen Sie Ihren Mitarbeiterausweis und lassen Sie sich die Kreativkarte „Lernbegleiter“ ausstellen.

Spielplätze für Erwachsene gibt es in vielen Unternehmen. Sie sind Ausdruck von Vertrauen und Zeichen gelebter Innovationskultur. Innovationen werden gebraucht, denn nur mit neuen Ideen und kreativen Lösungen werden wir die Herausforderungen meistern, die uns die Veränderung unserer Gesellschaft unseres Berufes und unserer Teams beschert.

Die Gestaltete Umgebung und der authentische Erwachsene

Das sind Säule drei und vier im Klax-Fraktal. Zum Lernen und zur Selbstentwicklung braucht man inspirierende Orte, auch gestaltete Umgebung genannt, in welcher authentische Erwachsene sich selbst und andere bilden.

Wie wichtig uns die Lernumgebung ist und wie sehr sie zum Erfolg unserer pädagogischen Maßnahmen beiträgt erleben wir täglich.

Gerade weil wir die Bedeutung und den Nutzen gut überlegter und durchdachter Raum- und Materialkonzepte kennen, gestalten wir Räume für Krippen, Kindergärten, Schulen, Ausbildung- und Fortbildungseinrichtungen auf die bei Klax eigene Weise. In diesem Denken haben wir zuletzt den Kindergarten und die Turnhalle in der Neumannstraße fertiggestellt. Mit derselben Sorgfalt bauen wir an unserer neuen großen Schule.

Wir liefern gesundes Essen und pflegen gemeinsam mit unseren Lernpartnern bei den Mahlzeiten eine Kultur, die den Regeln und Werten der sozialen Gemeinschaft aus dem Klax-Fraktal entspricht. Die Veröffentlichungen unseres Verlages unterstützen die Lernumgebung mit aufbereitetem Wissen, arbeitserleichternden Ideen und pädagogischen Standards, die Weltniveau haben.

Wir haben in der Klax Gruppe Strukturen und Formate implementiert, die für eine sichere und verlässliche Lernumgebung sorgen. Das sind unter anderem ein zentraler Einkauf, das Objektmanagement, die Reinigung, der Hausmeisterservice, die Zusammenarbeit mit dem TÜV.

Alles, was wir tun, hat also einen tieferen Sinn. Um dies verständlich zu machen, haben wir das Bild des Fraktal gewählt. Die darin festgehaltenen Grundsätze bestimmen die Einrichtung unserer Räume, die Auswahl unserer Mitarbeiter und Kollegen, die Art und Weise, wie wir mit Menschen zusammenarbeiten und wie wir uns selber fortbilden und weiterentwickeln.

Ich habe von den großen Veränderungen gesprochen, die in unserer Gesellschaft gerade stattfinden. Dabei bin ich auf die Veränderungen des Arbeitsmarktes und die dadurch verursachten Veränderungen in unseren pädagogischen Einrichtungen eingegangen.

Ein weiteres unübersehbares Zeichen des Wandels ist die Digitalisierung, die in ihren Facetten von vielen Menschen gar nicht überblickt und erkannt wird. Viele Menschen haben aktuell das Gefühl, als hätte sich ein Fenster in die Zukunft geöffnet. Wir können ein bisschen durch dieses Fenster schauen und sehen dahinter eine volltechnisierte Welt.

Roboter, die Kinder betreuen und Kranke pflegen. Häuser, die selbst die Temperatur regulieren und wissen, wen sie hineinlassen dürfen und wen nicht. Autos, die ohne Fahrer auskommen und als sei dies nicht genug, durch die Luft fliegen können. Wir sehen eine Informationsmaschinerie, die mit einer unglaublichen Manipulationskraft die Mehrheit der Menschen das glauben lässt, was wenigen Mächtigen nützt. Wir sehen Städte, die zu unmenschlichen Molochmetropolen geworden sind und das, was wir einst als Natur schätzten, hat sich in eine von Technologiemüll verseuchte Wildnis verwandelt, wie sie in manchen Sience Fiction Filmen heraufbeschworen wird.

Dies alles macht uns Angst. Wir fühlen uns ausgeliefert, in unserer menschlichen Hülle unvollkommen und fürchten uns vor dem Tag, an dem Menschen zum nutzlosen Ballast der Erde erklärt werden.

Diese Angst ist eine wesentliche Ursache dafür, dass in unserer Gesellschaft so heftig gegen das Lernen mit digitalen Medien gestritten wird. Viele Eltern und Pädagogen sind von der Diskussion beeinflusst und wollen alles Digitale aus der Kindheit verbannt wissen. Sie geben ihre Kinder nicht in Schulen und Kindergärten, die mit digitalen Medien arbeiten.

Ja, von dieser Diskussion sind auch wir bei Klax betroffen. Zum Sommerfest äußerten einige Pädagogen die Sorge, dass das Tablett zwischen ihnen und dem Kind stehen könnte. Es ist eben diese beschriebene Zukunftsangst, die viele Menschen beim Thema digitale Medien den Kopf in den Sand stecken lässt und eine rationale Auseinandersetzung erschwert.

Das dies der komplett falsche Weg ist, muß ich Ihnen nicht sagen. Es ist immer der bessere Weg, die Zukunft aktiv zu gestalten als abzuwarten, was kommt und zu hoffen, dass schon nichts schlimmes passieren wird.

Die Zukunft unseres Landes, unserer Gesellschaft, unsere Lebensqualität, unsere Gesundheit…. Wir haben es in der Hand. Wir sind jene, welche die Zukunft gestalten und wir bestimmen durch unser Handeln, wie es weitergeht.

Beim Thema digitaler Bildung sieht es zur Zeit so aus: Pädagogen auf der ganzen Welt suchen nach einem angemessenen pädagogischen Vorgehen und den richtigen Zielen, um die wichtige Aufgabe, der Bildung und Erziehung der nachwachsenden Generation verantwortungsvoll ausführen zu können.

Ich möchte Ihnen zeigen, welche Schwerpunkte dabei gesetzt werden:

Dies sind weltweit die aktuellsten Formulierungen für die Zukunftsaufgabe der Bildung:

  • Zusammenarbeit

  • Informationstechnologie in Lernprozessen nutzen

  • Wissenskonstruktion

  • Problemlösung in der realen Welt und Innovation

  • Selbstregulation

  • Kompetent und bewusst Kommunizieren

Wissenschaftler sehen in diesen Schlagworten die Kompetenzen, die in einer hochkomplexen, lückenlos verbundenen und sich stetig verändernden Welt gebraucht werden. Digitalisierung und Technik sind nur ein kleiner Teil dieser Aufgabe.

Es ist die Aufgabe von Lehrern, Erziehern und Eltern diese Kompetenzen bei sich selbst und bei den Kindern zu fördern. Was bedeuten diese Begriffe im Einzelnen?

Zusammenarbeit

Dieses Grundprinzip fordert die Menschen dazu heraus, sich auf einander einzulassen, gemeinsam Lösungen zu suchen, zu planen und durch gemeinsames Handeln Erfolge zu erzielen. Das ist keine Kleinigkeit und fordert ein rigoroses Umdenken in Kindereinrichtungen und Klassenzimmern.

In vielen pädagogischen Settings arbeiten die Kinder allein und nur selten in Gruppen. Vor allem in Deutschland wird eine Lernleistung meistens als die Leistung eines Einzelnen verstanden und Projektarbeit ist eher etwas zusätzliches.

Dies alles beruht auf Überzeugungen aus längst vergangenen Zeiten. Heute braucht Lernen Austausch, Diskussion und die Möglichkeit, Dinge zu hinterfragen. Lernen gelingt am besten in lebendigen, diskursiven Prozessen in einer Gruppe.

Projektarbeit ist die wesentliche Methode, um die Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu fördern und komplexes Wissen aufzubauen. In ein Projekt bringt jeder das ein, was er selbst am besten kann.

Projektarbeit bildet keine fragilen Wissenslinien, sondern lässt ein Wissensmyzel entstehen, welches an die widerstandsfähigen Wurzelgeflechte von Pilzen im Waldboden erinnert. Ein linearer Aufbau hat immer nur eine Stelle, um weiteres Wissens anzufügen. Im Myzel bilden sich Milliarden dieser Ansatzpunkte, die Wissen anbinden und integrieren können.
Projektarbeit, Zusammenarbeit und der Fokus auf starke Teams sind grundlegende Methoden zur Umsetzung der Klax-Pädagogik.

Wissenskonstruktion und Selbstregulation

Niemand kann die Welt umfassend erklären und all ihre Geheimnisse aufdecken. Wer wissen will, muss lernen. Lernen ist eine Tätigkeit, die niemals aufhört, denn Wissen verändert sich täglich.

Was wir wissen hängt von unserer Lebensrealität, unseren Interessen und den Möglichkeiten ab, die wir nutzen oder verstreichen lassen.

Der Mensch ist geboren, um zu lernen. Lernen ist zuerst einmal beobachten und nachahmen. Dann kommen die ersten Fragen auf und das Annehmen von Erklärungen beginnt. Wenn das Kind genug Erklärungen gehört hat, geht es in den Widerstand. Es beginnt die Dinge kritisch zu hinterfragen und es entwickelt damit die Fähigkeit, sich von einmal Gelerntem zu trennen.

Am Anfang treibt die Natur das Lernen an, doch schon bald braucht es einen starken Willen, Selbstregulation und Selbstverantwortung, um klüger zu werden.

Bewusst und kompetent kommunizieren

Viele Menschen warten darauf, dass die Regierungen der Welt eine Internetpolizei einrichten. Diese Polizei soll die Menschen vor Hasskommentaren, Manipulationen und allerlei Schmutz im Worldwide Web schützen. Sie soll uns die Wahrheit zurückbringen und damit die Orientierung und den Glauben an das, was gut und richtig ist.

Ich muss Ihnen leider sagen, dass dies nicht passieren wird.

Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen von uns, verantwortungsvoll mit Informationen umzugehen und werteorientiert zu kommunizieren. Dazu gehört es den Mut aufzubringen, um die Probleme in der realen Welt zu lösen, statt im Internet zu hetzen.

Zur Zeit leben wir, was die Kommunikation und das soziale Miteinander betrifft im finsteren Mittelalter.

Wer in seinem Job versagt, mit den Kollegen nicht klarkommt, sich ausgegrenzt oder sich nicht genug beachtet fühlt, beschimpft und verleumdet seinen Arbeitgeber oder seine Kollegen in den sozialen Medien. Kunden fallen über ihre Dienstleister her. Anonym und ohne die Bereitschaft die Folgen dieser verbalen Brutalität zu tragen, agieren Menschen im Internet, die sonst biedere Bürger, nette Kollegen oder hilfsbereite Nachbarn sind.

Dies ist vielleicht menschlich, hat aber für unsere Gesellschaft verheerende Folgen. Längst sind Agenturen auf dem Markt, deren Dienstleistung es ist, Konkurrenten mit vermeintlichen Posts von Kunden und Mitarbeitern aus der Welt zu schaffen.

Die Agenturen fahren ein breites Repertoire an schlimmsten Dingen auf, um die Menschen abzuschrecken, sich bei einem Arbeitgeber zu bewerben oder eine Dienstleistung bei einem Anbieter zu kaufen.

Dies alles öffnet Tür und Tor für Kriminalität, Mißtrauen und Haß. Niemand möchte so leben. Die Menschen müssen lernen mit diesen Dingen umzugehen. Sie müssen den Mut aufbringen, diese Dinge einzudämmen und sich dagegen zu wehren.

Kommunikation ist keine Privatangelegenheit mehr. Die Art und Weise, wie jeder einzelne kommuniziert, bestimmt die Entwicklung unserer Gesellschaft, entscheidet über das Fortbestehen unserer Demokratie und am Ende über die Geschicke der Menschheit.

Die Digitalisierung von Informationen und Kommunikationswegen führt dazu, dass es kaum persönliche Auswirkungen hat, wie Menschen kommunizieren. Aber es hat soziale Auswirkungen.

Dies fordert von allen verantwortlich zu handeln und sich an gesellschaftliche Regeln zu halten, auch wenn keine Strafen drohen. Nicht alles posten, offen und persönlich Meinungsverschiedenheiten austragen und wenn es denn ein Kommentar im Netz sein muss, sollte man besser argumentieren, anstatt zu pöbeln.

IT in Lernprozessen nutzen

Ja, wir nutzen Informationstechnologien (IT) zur Unterstützung von Lernprozessen. Manchmal sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Ob wir im Internet nach der Bedeutung eines Wortes suchen, uns die Lösung einer Aufgabe auf YouTube erklären lassen, oder den Schülern Filme und Videos zeigen, Informationstechnologien sind immer im Spiel.

In den Einrichtungen bei Klax wurde die Nutzung von IT vor vier Jahren eingeführt. Jetzt sind wir in der Lage, systematisch zu erklären, was wir damit in unseren Einrichtungen tun.

1. Wir dokumentieren mit Tabletts

Wir haben festgelegt, auf welchen Wegen wir beobachten und dokumentieren und wie wir dabei digitale Medien nutzen. In pädagogischen Prozessen spielen der Swivl und die GoPro-Kamera eine Rolle. Wir dokumentieren mit dem Tablett und nutzen dabei vor allem Apps wie PicCollage und PuppetPals.

2. Wir arbeiten mit Strom und Technik in Bildungsprozessen

Wir erarbeiten gemeinsam mit den Kindern, Schülern und Studenten die Kompetenz Technik zu verstehen und anzuwenden, indem wir Tablett, Laptop, Drucker und Smartphones sinnvoll im Alltag benutzen.

Ausserdem nutzen wir die Lernchancen, die in verschiedenen Maker-Aktivitäten stecken. Wir lernen viel über Stromkreise beim Bauen von Schrottbotts, drucken Dinge am 3D-Drucker aus, oder lernen, wie Dinge in Bewegung versetzt werden können, wenn wir Bürstenroboter herstellen. Dies versetzt uns in die Lage, eigene Ideen und Erfindungen mit Hilfe mechanischer und digitaler Maschinen zu realisieren.

3. Wir benutzen Lernroboter

Wir arbeiten mit Lernrobotern, wie der kleinen gelben Biene BeeBot und dem mit Farben zu steuernden Ozobot. Wir führen dabei die Kinder an grundlegende Funktionsprinzipien digitaler Geräte heran. Kleine Kinder erkennen das Grundprinzip von Aktion und Reaktion wieder, welches ihnen aus den ersten Wochen ihrer Kindheit bekannt ist. Sie verstehen, wenn ein Gerät angeschaltet wird, ist es aktiv. Ein Knopfdruck lässt eine Handlung erwarten.

Kindergartenkinder lernen im Umgang mit diesen Robotern, dass sie dem Gerät eine bestimmte Handlung entlocken können. Der Druck auf die Gradeaus-Taste der Biene veranlasst diese dazu, geradeaus zu fahren. Diese Erkenntnis bereitet auf den nächsten Schritt vor – das Planen von Handlungen. Dreimal geradeaus drücken und dann um die Ecke und dann wieder geradeaus und die Biene fährt zu dem vorbestimmten Ort.

Das Planen von Handlungsschritten setzt das Verstehen vom Ursache-Wirkungsprinzip voraus. Dieses Prinzip erarbeiten sich Kinder in ihren ersten Lebensjahren. Mit den kleinen Lernrobotern unterstützen wir diesen Lernprozess.

4. Wir lernen Werkzeuge zu programmieren und Computerprogramme zu schreiben.

Im nächsten Schritt stellt sich die IF-Frage. Das englische If steht hier für das deutsche Wenn. Was geschieht, wenn dies oder das passiert? Die Kinder lernen das „Wenn-Dann-Prinzip“ kennen:

Wenn ich einen Fehler mache, macht die Biene nicht das, was ich will.

Wenn der Tisch zu Ende ist, die Biene aber weiter geradeaus fährt, fällt sie vom Tisch.

Die Berücksichtigung von Wenn-Dann-Fragen, trainiert die Fähigkeit vorausschauend zu handeln. Dies verhindert nicht nur Unglücke, sondern hilft auch Probleme zu lösen.

Programme basieren auf Mustern und diese bilden Sequenzen, indem sich diese Muster wiederholen. Das Spiel mit Mustern im Kindergarten ist eine wichtige Übung für das spätere Verstehen und Lösen mathematischer Probleme und gleichzeitig ein erster Schritt in die Welt des Programmierens. Programme in Computern basieren auf Algorithmen. Ein Algorithmus ist eine systematische, logische Regel, die zur Lösung eines vorliegenden Problems führt.

In unserer Sprache und in vielen Spielen nutzen wir Algorithmen. Wer Muster erkennen und bilden kann, kann auch Sequenzen verstehen. Sequenzen sind logisch geordnete Reihenfolgen, die ein Muster, einen Text, ein Spiel oder einen Film strukturieren. Auch beim Programmieren wird mit Sequenzen gearbeitet.

5. Fazit

Ein Roboter ist ein programmierbares Werkzeug. Wir Menschen erschaffen solche Werkzeuge, um uns in vielen Lebensbereichen die Arbeit zu erleichtern, oder bestimmte Arbeiten erst möglich zu machen.

Über das Programmieren bestimmen wir im Voraus, was die Maschine tun soll. Programme machen es überflüssig, dass wir bei der Ausführung der Arbeit persönlich dabei sind, oder unsere Körperkraft für eine Arbeit einsetzen müssen.

Die Funktion von Robotern und ihre Programmierung sind kein Geheimnis. Aus irgendeinem Grund haben die meisten Menschen sich entschieden, dieses Wissen einer kleinen Gruppe von Personen zu überlassen – den Nerds. Nerd ist englisch und ein moderner Ausdruck für einen „Computerfreak“. Eigentlich bedeutet dieses Wort „Sonderling“.

Ist es nicht fahrlässig, die Fähigkeit des Programmierens von Werkzeugen einer kleinen Gruppe von Menschen zu überlassen? Im Umkehrschluss finde ich es auch nicht besonders sozial, dass Personen mit wichtigen Fähigkeiten zu Sonderlingen erklärt werden.

Die Entstehung dieses Problems liegt Jahre zurück. Wann genau das war? Ich weiß es nicht. Vielleicht mit der Geburt des Internets (1969 in einem Blechschrank im US-Verteidigungsministerium) hat die Menschheit beschlossen, digitale Kompetenz nicht in die Bildungsarbeit zu integrieren. Im Ergebnis dieser Auslassung erleben wir jetzt Erwachsene, die fest davon überzeugt sind, dass niemand – mit Ausnahme der Nerds – verstehen kann, wie ein Laptop oder ein Smartphone funktionieren.

Das kann doch nicht wahr sein, denke ich immer, wenn ich so etwas höre. Wir Erwachsenen sind Lernbegleiter. Wir erklären den Kindern die Welt, auch die digitalen Bestandteile der Welt. Und natürlich erklären wir welche Programme dazu führen, dass man am Laptop einen Text schreiben kann.

Wir können die Funktionsweise digitaler Technik verstehen, wir können lernen zu programmieren und wir können dies alles unseren Kindern erklären.
Tutorials und Projektbeschreibungen dazu entstehen nun jeden Freitag im pädagogischen Playground in der Kreativwerkstatt.

Tatsächlich sind unsere Kinder, Schüler und Studenten in der Lage sich dieses Wissen anzueignen. Wir Pädagogen sind es auch.

Programmieren ist die Arbeit mit Mustern, Abfolgen und Wiederholungen von Abfolgen.

Diese Arbeit erledigt jede Oma, die vor dem Fernseher strickt. Programmieren ist eine Tätigkeit die zutiefst menschlich ist. Denn sie entspricht dem menschlichen Bedürfnis nach Ordnung, Struktur, Wiederholungen und Wiedererkennbarkeit.

Werden Sie Teilnehmer am pädagogischen Playground, dem Treffpunkt von Pädagogen, die gute und durchdachte pädagogische Projekte planen. Und dabei immer neue Ideen entwicklen, um das Lernen in Krippen, Kitas und Schulen mit digitalen Beobachtungs- und Planungsmethoden, Technikangeboten, Lernrobotern und Programmieraufgaben zu ergänzen, damit das Wissen der Kinder vertieft und das Lernen ihrer Lebensrealität näher ist. Helfen Sie sich gegenseitig mit Wissen aus, damit Sie alle, ob Quereinsteiger, Berufsanfänger oder alter Hase in den Kindereinrichtungen gut zusammenarbeiten. Es gibt viele gute Beispiele dafür.

Das Klax-Konzept will die Welt verändern. Wir lernen, um diese Veränderung möglich zu machen.

 Vielen Dank

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